Im November 2013 hat die höchst angesehene Fachausgabe in Bulgarien für Logistik, die Zeitschrift Logistica, MW LOGISTICA präsentiert. Hier auch das ganze Interview von Olga Wassilewska und Eliza Georgiewa, Geschäftsführerinnen von MW LOGISTICA.
Olga, was hat Ihre Entscheidung bewirkt, eine Person zu finden, mit der Sie die Führungslast von MW LOGISTICA teilen?Olga: Mein Wunsch als Miteigentümerin des Unternehmens zusammen mit Emons (Emons Spedition GmbH) ist die langfristige Entwicklung des Unternehmens.
Und um dies zu erreichen, muss es einen professionellen Ansatz in der Arbeit geben, und zwar zusammen mit einem Fachmann, bzw. Fachfrau aus der Branche.
Ich bin eine „Fortsetzung“ meines Vaters, ich bin von der Familie Wassilewski, aber das genügt nicht – es ist auch Erfahrung im Bereich der Spedition erforderlich, die ich leider noch nicht gesammelt habe. Aus diesem Grund habe ich mir schon im vergangenen Jahr vorgenommen, einen Fachmann, bzw. eine Fachfrau aus der Branche zu finden, auf den ich mich im Hinblick auf die Entwicklung unserer Projekte verlassen kann.
Bietet der Arbeitsmarkt solche Leute?Olga: Der Arbeitsmarkt bietet eine große Wahl von Top- Managern, aber für die meisten sind Gesetztheit, Akzeptanz des Status quo und fehlende Strebsamkeit kennzeichnend. Für mich war der entscheidende Faktor bei der Wahl, dass diese Person die Ambition und den Wunsch hat, etwas mehr als das bereits Erreichte anzustreben. Das ist die Eigenschaft, die Eliza besitz und mit der sie mich gewonnen hat.
Haben Sie sie vorher gekannt?Olga: Das Auswahlverfahren für einen Geschäftsführer unterscheidet sich von dem für einen Mitarbeiter. Ich habe sie gekannt, aber nicht so, wie sie mein Vater gekannt hat, da sie mit ihm gearbeitet hat. Das war der andere Grund bei der Auswahl – dass sie im Team meines Vaters war, denn Minko Wassilewski ist und bleibt immer das Gesicht unseres Unternehmens. Die Grundlage, die er geschaffen hat, muss ich weiter entwickeln. Ich wollte, dass seine Philosophie mit dem Professionalismus von Eliza verknüpft wird.
Eliza, wie lange haben Sie vom Führungsstil von Minko Wassilewski gelernt?Eliza: Minko Wassilewski war mein Vorgesetzter sechs Jahre lang, solange ich bei Schenker gearbeitet habe, und ich darf sagen, dass er ein unbestreitbarer Leader und Leiter war. Olja hat vollkommen Recht – momentan gibt es viele Manager, aber die Leader und Leiter sind wenig. Minko war so einer, und wie mit jedem wirklich starken Menschen, waren unsere Beziehungen nicht immer reibungslos. Meine Mutter, deren Meinung ich sehr hoch schätze, sagt, dass Minko Wassilewski ein außergewöhnlicher Balancierer und Stratege war. Er konnte zwischen den Interessen von vielen Menschen einen Ausgleich herstellen, so dass letztlich das Unternehmen profitierte. Denn je größer ein Unternehmen ist, desto mehr Interessensauseinandersetzungen gibt es, und der Unternehmensleiter muss abgesehen von seiner persönlichen Meinung eine Entscheidung treffen, die manchmal in Widerspruch zu seiner persönlichen Ansicht stehen kann. Aber die Entscheidung muss unbedingt im Interesse des Unternehmens sein. Minko ist das gut gelungen. Je mehr Zeit vergeht, desto besser verstehe ich, welche Fehler ich damals gemacht habe, und ich wundere mich, wie er mich manchmal ausgehalten hat. Er vermochte zu sagen, dass dieser, der Geld für das Unternehmen verdienen kann, unterstützt werden muss. Aber man braucht jedoch große Geduld, um mit einem schwierigen Charakter wie meinem zurechtzukommen.
Hinter jedem Leiter ist ein Team, das die Ziele und die Wünsche verwirklicht.
Manchmal bleiben die Menschen im Hintergrund, und man kann sie nicht sehen, aber sie bilden die Grundlage.
Die Offenbarung von Eliza Es war keine leichte Entscheidung der MW LOGISTICA beizutreten, aber es war die richtige Entscheidung, und sie hilft mir, meine Energie und meinen Wunsch nach Weiterentwicklung zu bewahren. Ebenso wie Olja war ich ziemlich impulsiv und ehrgeizig. Aber die Jahre, die Erfahrungen und die Schläge, die ich auf diesem Weg bekommen habe, haben mich ruhiger gemacht. Ruhig bedeutet nicht mit einem langsameren Tempo zu arbeiten, sondern sich auf die Erfahrung zu stützen und den Fokus nicht zu verlieren. Ich denke, ich bin ein Mensch, der sich auf die Lösung verschiedener Fälle konzentrieren kann.
Wie würden Sie die Behauptung erklären, dass Sie ein schwieriger Charakter sind? Eliza: Nur die profillosen und mittelmäßigen Menschen gefallen allen. Dass ich ein schwieriger Charakter bin, stimmt. Aber wer ist dieser echte und erfolgreiche Geschäftsführer, der einen leichten Charakter hat? Das Ziel eines Geschäftsführers ist, das Unternehmen in eine Führungsposition zu bringen, und er muss ein Kämpfer sein. Na, und wer ist dieser Kämpfer mit einem leichten Charakter? Wenn Sie denken, dass Olja einen leichten Charakter hat, dann irren Sie sich.
Olga, wann wird Ihre Stimme eisern?Olga: In dem Moment, in dem ich kompromisslos sein muss. Das Schicksal, ja, es lehrt uns, wie man in bestimmten Situationen reagieren soll. Man kann einen inneren Schmerz empfinden, aber man muss die richtige Entscheidung treffen. Hier, im Unternehmen, nehmen wir unsere Arbeit sehr persönlich. Wir nehmen alles, was wir tun, persönlich. Ich komme oft nach Hause und beginne, über verschiede Fälle nachzudenken. Da ich mich persönlich verantwortlich für die Mitarbeiter im Unternehmen fühle und große Träume für die Entwicklung des Unternehmens habe, bin ich kompromisslos gegenüber Allem, was diese Entwicklung hindert. Festigkeit lernt man – wenn man vom Schicksal ein paar Ohrfeigen bekommt, dann lernt man, wie man weitermachen und das nächste Mal die Schläge entgegennehmen soll.
Die Offenbarung von OlgaIch habe viele Träume – sowohl für mich selbst als auch für das Unternehmen. Ich bin erzogen, weit weg zu träumen. Das Team, mit dem ich zusammen arbeite, ist toll, und das ist auch der Grund, mich auch toll an meinem Arbeitsplatz zu fühlen. Ich schaffe es mit sehr starkem Wunsch und mit großem Arbeitseifer, die große Verantwortung zu tragen, die ich übernommen habe. Und auch dank der Erziehung meiner Eltern, der ich alles zu verdanken habe.
Wie viel Ohrfeigen haben Sie vom Schicksal bekommen? Olga: Das letzte Jahr war eine Herausforderung für mich, vielleicht das schwierigste Jahr in meinem Leben bis jetzt. Von klein auf habe ich mich gewöhnt, Schwierigkeiten entgegenzunehmen, mit 16 Jahren bin ich nach Österreich gegangen um zu studieren, weit von der Familie, und ich habe eine gewisse Selbständigkeit erworben. Aber das letzte Jahr war besonders schwer – ich habe meinen Vater Minko Wassilewski verloren und musste die Verantwortung nicht nur für die Familie und das Unternehmen, sondern auch für andere Tätigkeiten übernehmen, mit der ich mich beschäftige und die ich für wichtig halte. Das alles belastet, aber hilft dem Menschen aufzuwachsen. Es ist mir bewusst geworden, dass das Fehlen von Erfahrung eines Geschäftsführers vom Team als Naivität wahrgenommen werden kann. Unbewusst suchen die Kollegen in großem Maße nach Ruhe. Sie brauchten einen Geschäftsführer, der jedes Glied der Kette kennt und sie in der Lösung verschiedener Fälle unterstützt, damit sie sich sicher fühlen. Das war einer der Gründe, Eliza als zweite Geschäftsführerin einzuladen. Manchmal habe ich mir gesagt: „Konzentriere dich, das Schwierige ist bald vorbei“. Es hat sich herausgestellt, dass es keine leichten Perioden geben wird – je mehr man sich weiterentwickelt, desto schwierigere Fälle muss man lösen.
Welchen Teil der Last hat Eliza übernommen? Olga: Eliza ist die große Unterstützung für mich, weil die Erfahrung, die sie hat, ein Gefühl der Stabilität vermittelt. Es gibt konkrete Fälle in unserer Branche, und bei der Lösung dieser Fälle hat die Erfahrung eine entscheidende Bedeutung. Ein ganz konkretes Beispiel – wir haben einen Schaden, eine bestimmte Ware ist beschädigt. Eliza weist eine Ruhe bei der Lösung der schwierigen Fälle auf, weil sie jeden Fall mindestens einmal erlebt hat. Manchmal ist mein Verhalten ziemlich impulsiv, und meine Emotionalität wird durch die Ruhe und die gesammelte Weisheit von Eliza ausgeglichen.
Eliza: Nicht immer ist die Ruhe der produktive Ansatz in einer Situation. Manchmal muss man Ungeduld und Inspiration zeigen, und der Geschäftsführer muss seine Emotion sichtbar machen. Das gibt unserem Tandem mit Olja Antrieb, Kraft und die Möglichkeit für eine unerwartete Sichtweise. Ich benutze das Wort Tandem und nicht Team. Jede von uns setzt in dieses Tandem das ein, was die andere nicht kann. Olja hat viele Ideen, Inspiration, sie denkt nicht an die Hindernisse auf dem Weg zur Erreichung des Ziels. Und ich denke an den Prozess, bei dem eine Idee zu einer Realität wird. Das Gemeinsame an uns mit Olja ist, dass wir beide sehr starke Charaktere sind.
Wo haben Sie früher gearbeitet, bevor Sie sich für MW LOGISTICA entschieden haben?Eliza: Ich bin seit 17 Jahren in der Speditionsbranche. Ich habe bei Kühne + Nagel angefangen, und nach sechs Jahren Arbeit bei Schenker habe ich zu DSV gewechselt, dann war ich bei Cargo-Partner und Unimasters. Im Frühling des vergangenen Jahres haben wir mit Minko Wassilewski wieder Kontakt aufgenommen und nach Möglichkeiten für eine erneute Zusammenarbeit gesucht. Leider hat das tragische Ereignis, sein plötzlicher Tod, diese Gespräche unterbrochen. Dann bin ich in Eurosped eingetreten, und meine langfristigen Pläne waren mit diesem Unternehmen verbunden. Aber vielleicht hat uns das Schicksal mit Olja getroffen. Wir sind uns ganz zufällig im Garten vor dem Nationaltheater begegnet. Olja hat über einen Fall erzählt, und ich habe ganz spontan meine Unterstützung angeboten. Dann sind wir fast ein Jahr in Kontakt geblieben und nach vielen Gesprächen sind wir beide offensichtlich zur gemeinsamen Entscheidung gekommen zusammen zu arbeiten.
Wo ist die größte Stärke von MW LOGISTICA?Olga: Unsere Hauptdestinationen sind Deutschland, Belgien, die Niederlande und Frankreich, und unser Fokus ist der Sammelgutverkehr. 95% unserer Geschäftstätigkeit sind im Bereich des Lkw-Transports. Aber wir haben auch Partnerschaften, die uns erlauben, auch den Luft,- Container- und Schienentransport zu entwickeln. Wir sind ein flexibles Familienunternehmen mit einer stabilen Grundlage. Unsere Stärke liegt im persönlichen Bezug – jeder Fall des Kunden wird von unserem Team sehr persönlich und individuell genommen. Wir haben keine große Struktur, wo der Kunde von einzelnen Abteilungen betreut wird. Unsere Stärke liegt auch darin, dass wir äußerst korrekt gegenüber unseren Subunternehmern und Transporteuren sind. Mein Vater sagte: „Sie werden mein Gehalt auf mein Konto nicht überweisen, wenn wir an die Transporteure nicht gezahlt haben, weil das unsere Partner sind.“
Und zu Hause haben wir MW LOGISTICA immer als einen Teil der Familie empfunden. MW LOGISTICA war unsere vierte Schwester, genauso wie früher Schenker unser größerer Bruder war. Da ich „vierte Schwester“ erwähnt habe, ist sehr wichtig zu sagen, dass meine Schwester Simona meine rechte Hand ist. Hinter jedem Leiter ist ein Team, das die gestellten Ziele verwirklicht, manchmal bleiben die Menschen im Hintergrund, und man kann sie nicht sehen, aber sie bilden die Grundlage. Simona ist nicht nur meine Schwester, sie ist auch eine sehr gute Fachfrau. So dass ich das ausschließliche Privileg habe, mit ihr zu arbeiten und mit ihr zusammen die Vision unseres Vaters fortzusetzen.
Und sind ihre Kunden korrekt?Olga: Ich darf stolz sagen, dass wir keine offenen Forderungen haben. Und das ist mit sehr viel Arbeit unsererseits verbunden, denn das Fehlen von Liquidität kann fatale Auswirkungen auf ein Unternehmen haben. Unserer Arbeit liegt die Philosophie des Dreibeinstuhls zugrunde, schon seit der Zeit, als mein Vater Schenker in Bulgarien geleitet hat. Wir wahren noch das von ihm Beschriebene, welches das Wesen des Unternehmens ist und welche die Dinge sind, die wir tun. Ich werde nur die Dreibeinstuhlregel erwähnen. Nach dieser Regel sollen sich die drei Beine ständig im Gleichgewicht entwickeln, damit der Stuhl nicht umkippt. Im Unternehmen sind das die finanzielle Stabilität, die zufriedenen und ruhigen Kunden und das motivierte und einige Team. Sie sind die drei gleichwertigen Stützen unserer Geschäftstätigkeit.
Tuk Tam [Hier und da]Olga Wassilewska ist Mitglied des Vorstandes von Tuk Tam – ein Verein von Menschen, die im Ausland gearbeitet oder studiert haben, die Freiwilligenprojekte zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in Bulgarien entwickeln. Olga ist auch leitende Gründerin des Projekts WishBOX.org – eine Webplattform für Arbeitsorientierung, deren offizielle Eröffnung für den 12. November vorgesehen ist. Auf der Website werden Interviews mit erfolgreichen Bulgarinnen und Bulgaren veröffentlicht, die über ihren Beruf erzählen. Das Team hat auch ein Handbuch verfasst, welches die Lehrer im Bereich der Karriereentwicklung der Schüler unterstützen soll. Es steht auf der Webseite zur Verfügung und wurde nur innerhalb von vier Tagen 630 Male heruntergeladen.
Im Firmenslogen werden Spedition und Logistik erwähnt. Soll das bedeuten, dass sich ein Speditionsunternehmen zu einem bestimmten Zeitpunkt unvermeidlich auch auf Logistikdienstleistungen richtet??Olga: Wir haben sowohl eine langfristige, als auch eine kurzfristige Strategie. Die langfristige Strategie wurde von Minko Wassilewski, auch in Zusammenarbeit mit unseren deutschen Partnern, Emons Deutschland, erarbeitet, mit denen wir vor einem Monat im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Vereinbarung getroffen haben. Wir werden das Business erweitern. Ich denke, in den kommenden Jahren werden wir das Ziel in Bezug auf die Netzwerktransporte erreichen. Von dort an sind die Spedition und die Logistik miteinander verbunden, und wir können uns nicht entwickeln, wenn wir eines der Glieder der Lieferungskette überspringen. Selbstverständlich führen wir neue Dienstleistungen sehr durchdacht ein. Wir beide besprechen alle Schlüsselfragen, und nach einer Diskussion kommen wir zu einer einheitlichen Stellungnahme trotz der Unterschiede in den Details.
Eliza: Wir sind uns zum Beispiel einig, dass nicht jeder Kunde unser Kunde ist. Das heißt, wir wiegen sehr aufmerksam ab, wo unsere Stärke liegt und was wir entwickeln möchten, wenn wir Kunden akquirieren, die in unserem Bereich sind. MW LOGISTICA konzentriert sich auf die Transportdienstleistungen mit Mehrwert. Die Sammelgutnetzwerke und die Systemtransporte schaffen einen solchen Mehrwert, weil dort mehrere Kombinationen bei der Organisation des Tarnsports gemacht werden. Normalerweise ist für die Kunden entweder der Transport etwas teurer oder die Lieferfrist etwas länger. Aus diesem Grund bestreben sie einerseits Senkung der Transportkosten, andererseits Verkürzung der Lieferungsfrist und dabei auch, dass die Sendung kleiner bleibt. In diesem Dreieck versteckt sich der Mehrwert, welcher uns von den Transport- oder reinen Speditionsunternehmen abzeichnet, und wir entwickeln uns eben da.
Aber Sie erbringen auch Lagerdienste?Olga: Wir entwickeln die Lagerlogistik nur für Kunden, zu denen wir ein besondereres Verhältnis haben, aber nur als einen Teil der ganzen Kette. Wir haben nicht das Ziel, ein 3PL Lieferant zu werden, wir sind eine Spedition mit einem besondereren Kundenbezug, und wir passen alle Ressourcen an die Arbeit mit den Kunden an. Im Unterschied zu den multinationalen Unternehmen geben wir keine Matrix der Dienstleistung vor – wir gestalten die Dienstleistung entsprechend dem Kunden. Ja, uns passiert es häufiger zu sagen, dass wir in einem bestimmten Dienstleistungsbereich nicht stark sind, aber dort, wo wir stark sind, wissen wir, dass wir perfekt sind. Wir kombinieren die Kapazitäten des Partnernetzwerks, um eine individuelle Lösung für unseren Kunden zu finden.
Eliza: Uns passiert es häufiger als den großen Unternehmen zu sagen: „Hier sind wir nicht stark.“ Ich habe keine Bedenken einem Kunden zu sagen, dass wir nicht die Besten auf einem bestimmten Gebiet sind. Wir empfehlen ihm entweder ein anderes Unternehmen, oder wir arbeiten mit einem Partner zusammen. Das ist unsere Korrektheit gegenüber dem Kunden. Wenn man den Kunden betrügt, wenn es keine stabile Grundlage gibt, dann wird diese Partnerschaft in einigen Monaten zerfallen. Ich bin eine Anhängerin der Beratungsverkäufe. Wir beraten die Kunden auch dort, wo wir das Beste nicht anbieten können, eben das, was sie brauchen, wir empfehlen entweder ein anderes Unternehmen oder wir arbeiten mit Partnern zusammen. Nachdem wir direkt gesagt haben, was wir nicht können, wird uns der Kunde damit beauftragen, was wir gut tun, denn er wird wissen, dass wir ihm gegenüber korrekt sind und gut wissen, wo unsere größten Stärken liegen.
Inwieweit stimmt es, dass sich infolge der Krise eine großer Teil der Unternehmen für den Sammelgutverkehr entschieden hat?Eliza: Das stimmt sehr. Denn die Unternehmen haben begonnen, sämtliche Kosten zu präzisieren und bevorzugen häufiger kleinere Mengen zu importieren, als Lagerbestände zu haben. Die Leute haben auf die Ruhe verzichtet, etwas auf Lager zu halten, um die Finanzen zu optimieren.
Olga: Das ist eine Tendenz in vielen Branchen, in denen die Kosten durch Neugestaltung von Prozessen optimiert werden. Sie ist eine Priorität nicht nur auf strategischer, sondern auch auf Mikroebene.
Wo in der Lieferungskette fällt es einem Spediteur am schwersten?Eliza: Jede von uns hat eine Antwort auf diese Frage, aber mit einem anderen Blickwinkel, und ich denke, dass sich unsere Meinungen einfach ergänzen werden. Vom Blickwinkel des Spediteurs ist es dort am kritischsten, wo die reine Transporttätigkeit und die Kundenanforderungen zusammenstoßen. Da die Frachtauftraggeber oft die Speditionstätigkeit als reine Transporttätigkeit verstehen. Und unsere Arbeit ist nicht genau so eine, und gerade aus diesem Grund orientieren wir uns an Netzwerksystemtransporte, die eine Kombinierung erfordern. Dadurch vermeiden wir diese Schwierigkeit – dass Spediteur gleich Transporteur ist.
Olga Wassilewska:
„Simona ist meine rechte Hand ist. Sie ist nicht nur meine Schwester, sie ist auch eine sehr gute Fachfrau. So dass ich das ausschließliche Privileg habe, mit ihr zu arbeiten und mit ihr zusammen die Vision unseres Vaters fortzusetzen.“
Worin liegt der größte Unterschied?Eliza: Der Unterschied liegt vor allem im persönlichen Kundenbezug. Was bedeutet persönlicher Bezug? Der Kunde gibt uns möglichst viel Information über die Art seiner Sendungen, und wir erstellen ein Konzept für ihn und beschreiben ihm die optimalste Variante für die Organisation der Frachten aus unserer Sicht. Von dort an interessiert er sich nicht dafür, was bei der Beladung, Entladung, Abrechnung passiert – wir verwandeln uns sozusagen in seine Logistikabteilung.
Welche ist Ihre langfristige Priorität?Olga: Ich halte den Ausbau der bulgarischen Transportinfrastruktur auf Mikroebene durch den Staat für sehr wichtig. Eben da die geografische Lage unseres Landes eine sehr starke Entwicklung der Transportbranche voraussetzt. Es handelt sich um fünf paneuropäische Verkehrskorridore, Fluss- und Seehäfen, wir können wirklich ein Transportzentrum für die Balkanländer sein. Das setzt allerdings gezielte Investitionen in Infrastruktur, wie z.B. Häfen, auch Rekonstruierung des Donauflussbodens, Investitionen in Schienenverkehrsstraßen voraus. Global gesehen würde das der Transportbranche einen starken Anstoß geben.
Elza: Wir haben noch eine Schwäche, und sie ist nicht nur für unsere Branche kennzeichnend. Wir, die Bulgaren, arbeiten schwer zusammen. Die Transporteure beschäftigen sich mit Speditionstätigkeit, die Spediteure möchten sich mit Transporttätigkeit beschäftigen, jeder denkt an den eigenen Vorteil, und der Kapitalismus ist eigentlich aufgrund der Arbeitsteilung entstanden. Je schneller wir das verstehen und unsere Interessen vereinen, desto schneller entwickelt sich unsere Wirtschaft. Olja und ich, wir suchen ständig nach Partnerschaften. Mit manchen Firmen der Branche kooperieren wir, mit anderen ist das nur so hingesagt, aber wenn wir zu konkreten Angeboten kommen, bieten uns die Kollegen solche Preise und Konditionen an, die uns denken lassen, dass die Kollegen der Meinung sind, wir sind uns über die Sache nicht im Klaren. Man darf keine Preise anbieten, die die Marktpreise um das Zwei- und Dreifache übersteigen. Im Gegenteil, unsere Politik hier ist, dass wenn ein Kollege Dienstleistungen von uns in Anspruch nehmen will, wir ihm den sog. Partnerpreis geben, nicht wie bei einem Endkunden. Auf einmal bekommen wir von einem Teil unserer Partner dasselbe Verhältnis, von anderen – ein ganz anderes. Selbstverständlich können wir mit dem zweiten Teil nicht zusammen arbeiten.
Baut man in Bulgarien schwer Partnerschaften auf?Olga: Noch mit der Unternehmensgründung hat Minko in die Unternehmsphilosophie die Möglichkeit für eine Partnerschaft, für Zusammenarbeit eingebunden. In unserer Branche gibt es sehr viele Möglichkeiten für solche Beziehungen, und mit unseren Sammelgutverkehrslinien arbeiten wir gut mit vielen Kollegen von der Branche zusammen.
Wie groß ist das Team von MW LOGISTICA?Olga: Unser Team ist klein – 10 Mitarbeiter, wir haben aber die IT- Abteilung und die Buchhaltung outgesourct. Für mich ist die höchste Form des Managements die Fertigkeit Menschen zu entwickeln. Das bedeutet, dass man das größte Können erlangt hat, eben das Gelernte an die Kollegen zu vermitteln, so dass sie besser als du werden. Das haben wir uns sehr ernst vorgenommen, und zwar im Zusammenhang mit der Strategie, die auf das Dreibeinstuhlprinzip basiert. Wir haben auch eine langfristige Vision in Bezug darauf, welche die Menschen sind, die für das Unternehmen arbeiten, welche sind ihre Werte und wie wir sie weiter entwickeln werden. Unser Wunsch ist es, dass sich jeder persönlich entwickelt. Hier haben wir, neben dem finanziellen Aspekt, der sehr klar geregelt ist, auch zusätzliche Motivationen. So z.B. fördern wir die Mitarbeiter in der Ausübung ihrer Hobbys, in ihrer Aus- und Fortbildung sowohl in Bulgarien, als auch im Ausland mit der Unterstützung unserer Partner von Emons Deutschland.
Wie haben Sie die Gesellschafter von Emons Deutschland aufgenommen, als Sie die Unternehmensleitung übernommen haben und wie unterstützen sie Sie? Olga: Die Arbeit mit den deutschen Partnern ist für mich ein ausschließliches Privileg. Ich benutze das Wort Privileg, weil man sich auf die deutsche Partnerschaft verlassen kann. Sie haben sehr klare Anforderungen, Pläne und ein Programm über unsere Tätigkeit. Das ist eine sehr stabile Partnerschaft, weil sie uns Sicherheit gibt. Wir haben einen Partner, der investiert und sich aktiv an der Entwicklung unseres Unternehmens beteiligt. Im Business ist die Partnerschaft wie in der Ehe – man muss dem Partner vertrauen und wissen, dass er in dieselbe Richtung blickt wie du.
Waren sie über Ihr junges Alter beunruhigt? Olga: Bestimmt waren sie beunruhigt, aber sie haben nie Misstrauen mir gegenüber gezeigt. Es war ein Sonntag, als mein Vater gestorben ist, am Montag habe ich vor den Mitarbeitern gestanden und ihnen gesagt, dass wir gemeinsam das Unternehmen weiter nach vorne bringen werden. Seitdem beschäftigt mich jeden Tag der Gedanke, wie wir das Unternehmen entwickeln. Die Kollegen von Emons unterstützen mich bei jeder Entscheidung, sie haben auch ihre Anforderungen, mit denen sie mich motivieren. Mir hilft sehr viel auch die Tatsache, dass Emons ein Familienunternehmen mit einer 100-jährigen Geschichte ist und eine Philosophie über die Mitarbeiter und die Entwicklung des Unternehmens hat, die unserer sehr nahe steht. Wir sind wie Emons ein Familienunternehmen, mit Familienwerten, und wir streben Vertrauen im Team an, mit welchem wir arbeiten. Das ist der Ansatz. Das ist auch meine persönliche Verantwortung als Geschäftsführerin des Unternehmens.
Das ganze Interview können Sie
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